Wir stellen uns vor

 

CB-Radio-Club Ulm e.V.

Wie war das vor 36 Jahren?

Am 30. Mai 1975 fing alles an. Damals sammelte sich eine Schar Begeisterter um diesem neuen Hobby, aus den U.S.A. kommend zu frönen. Selbstverständlich bedurfte es einer Satzung - ohne geht in unserem Land ja fast nichts. Mit amtlicher Freigabe der ersten 12 Kanäle im 11 m-Band und im AM-Betrieb einen Tag später durch die Post traten nicht wenige CB-ler aus dem Schatten des illegalen Funkens heraus. Im Oktober 1975 war dann auch der Eintrag als Verein beim Registergericht vorgenommen. Schnell traten viele Menschen (jung und alt) als Mitglied dem Verein bei. So betrug die Anzahl der Mitglieder Mitte 1976 ca. 100 Personen aus Ulm, um Ulm und um Ulm herum. Nach nur einem Jahr geschriebener Vereinsgeschichte platzte die erste Bombe. Viele Mitglieder übten berechtigte, massive Kritik an der Vorstandschaft aus, die daraufhin geschlossen abtrat. Ein eingesetzter Ausschuß erarbeitete in knapp fünf Wochen eine grundlegend neue Satzung. Zum 24. Oktober 1976 wurde eine ordentliche Mitgliederversammlung mit Neuwahl der gesamten Vorstandschaft einberufen. Von zu diesem Zeitpunkt rund 180 Mitgliedern erschienen zur Versammlung 50 Mitglieder. Gewählt wurden damals zum 1.Vorstand Siegfried Neumann (Charly 11) aus Ulm, Horst Hagmeyer (Apollo) aus Öpfingen zum 2. Vorstand und Hans-Jürgen Zech aus Ulm als Vereinskassierer. Diese Drei waren laut Satzung mit Einzelvertretungsbefugnis ausgestattet - eine Besonderheit die das Vereinsrecht zulässt. Das heißt, alle Drei waren in ihren Handlungen gleichberechtigt, also keine hierachiesche Vereinsführung, so wie bei Sport- und anderen Vereinen. Diese Struktur hat bis heute im Verein noch Gültigkeit. Um die in der Region verstreut lebenden Mitglieder funktechnisch zu erreichen, wurde von Dieter Bircks (Napoleon) sonntags ein Funkrundspruch gesendet. Aktuelles und Interessantes rund um den boomenden CB-Funk wurde begehrlich gehört und aufgenommen. Zum persönlichen Kontakt trafen sich die Funker in der Blauflesch (Lokal in der Ulmer Weststadt) und sonntags zum Frühschoppen im Ponyhof (diese Ausflugsgaststätte am Stadtrand existiert wegen Bausanierung nicht mehr) in Ulm-Böfingen.

1977 fand das erste Freiluftfunkerfest (Field-day, zu deutsch "Feld-Tag") in Asch bei Blaubeuren auf der Schwäbischen Alb statt. Neben dem Wirtschaftszelt stand natürlich das Funkzelt. Von hier aus wurde Tag und Nacht gefunkt wie ein "Weltmeister", auf ganz legalen 12 Frequenzen. Glückseligkeit breitete sich aus, wenn eine Verbindung nach Nördlingen, ins Allgäu oder sogar in die Schweiz gelang. Bei Überreichweiten war mit der Raumwelle schon damals England oder Dänemark erreichbar. Umgekehrt allerdings auch, sehr zum Leidwesen aller Begeisterten hörten wir dann den ganzen "Matsch" aus Südeuropa.

 

Das vorhandene Bild ist leider verlorengegangen!

Aufbau des Festzeltes zum Field-day 1979 in Asch. Die ausgeliehene Weinlaube des Gesangverein Jungingen war für einige Funker über die Festtage Wohn-, Schlaf- und Arbeitsraum zugleich.

 

Eine Festzeltspezialität, der "Aschburger" wurde vom Kassierer erfunden, ein nach geheimer Spezialrezeptur (keiner, nur einer, weiß was "drin" ist) hergestelltes Fleischküchle, Bulette oder Frikadelle mit diversen Beilagen im Semmel, wie Tomate, Salatblatt, Essiggurke, Zwiebel, Senf und Ketchup. Auch eine bis heute ungebrochene Tradition.

Eine erste Gelegenheit sich der Öffentlichkeit als rühriger Verein bekannt zu machen, boten die Feierlichkeiten zur 600-Jahre-Grundsteinlegung des Ulmer Münsters. Es gelang dem Verein die Turmstube zu "erobern", eine Funkanlage samt "Riesenantenne" zu installieren und für eine Woche (Tag und Nacht!!!) vom höchsten Kirchturm der Welt zu funken. Jedes Gespräch wurde damals belohnt mit einer QSL-Karte (Ansicht des Münsters, Originalunterschrift des Münsterbaumeisters, Sonderbriefmarke des Münsters und Sonderstempel der Post) gegen eine Spende von DM 5,00. Der Reinerlös dieser Aktion wurde der Münsterbauhütte zur Verfügung gestellt. Sogar der Rundfunk bemühte sich die vielen Treppenstufen zur Türmerstube zu einem Interview hinauf. Zweifellos ein erster Höhepunkt in der jungen Vereinsgeschichte, ein Novum überhaupt.

1978 wurde erstmals im Herbst als "Dankeschön" an die Field-day-Helfer ein Grillfest an der Sontheimer Höhle veranstaltet.

Die Mitgliederzahl hatte die "300er"-Marke überschritten. Zur Mitgliederinformation erschien die Vereinszeitschrift "cbrc ulm", die wie man sieht bis heute existiert, auch wenn zwischenzeitlich ein regelmäßiges Erscheinen nicht möglich war.

Ein erster Vereinsausflug im Jahr 1979 zum Kaiserstuhl (Weinbaugebiet) in Südbaden, war von der Teilnahme nicht überwältigend, dafür aber bestens organisiert und hat allen Beteiligten viel Spaß gemacht. Funktechnisch traten wir mit vielen Helfern beim 1. Volkswandertag der Schwäbischen Zeitung auf. Weitere Funkbetreuungen von diversen IVV-Veranstaltern folgten. Ende des Jahres hatte der Verein fast 400 Mitglieder.

Neben geselligen Veranstaltungen gab es 1980 zwei Großprojekte zu bewältigen. Zum einen unsere Selbstdarstellung mit einem Stand auf der "Leben - Wohnen -Freizeit" - Austeilung, der bei der großen Zahl von Mitgliedern Personal sehr gut bewältigt wurde und der Field-day mit 5jährigem Vereinsjubiläum. Unser Archivar Uwe Vollbrecht (Charly Brown) vermerkte dazu, dass mit 2000 Besuchern es der erfolgreichste Field-day war. Die Helfer waren unermüdlich im Einsatz.

Dann zog für relativ kurze Zeit der Verein in sein "erstes Vereinsheim", die ehemalige Baukantine am Oberen Eselsberg ein. Leider musste sie bald wieder wegen Abbruch verlassen werden, da dort Parkplätze für Klinikbesucher eingerichtet wurden.

Eine recht heiße herbstliche Grillfeste wurde 1981 in der Syrgensteinhöhle bei Schelklingen veranstaltet. Es gab eine halbe Sau auf offener Flamme gebraten. Viel blieb nicht übrig.

Steinzeitlich wurde auf einem Strohlager übernachtet. Obwohl bald 20 Jahre zurückliegend, erinnern sich die damaligen Teilnehmer sehr gerne noch an dieses "Sauf- und Fressfest".

Der große Kracher war unsere Wohltätigkeitsveran-staltung zu Gunsten der Aktion Sorgenkind, die wir 1982 zusammen mit der Wanderabteilung der Sportfreunde Donaustetten durchführten. Funkbetreutes IVV-Wandern war damals der Renner. Für die Riesentombola sammelten auch unsere Mitglieder den gesamten Alb-Donau-Kreis ab. Dem Vereinskassierer Amerika war es dabei gelungen als Hauptattraktion für eine "amerikanische Versteigerung" einen mit Originalzertifikat ausgestatteten Wanderstock des zu der Zeit amtierenden Bundespräsidenten Carstens vom Bundespräsidialamt zu "erbetteln".

In den darauffolgenden Jahren ging die Zahl der Mitglieder kontinuierlich zurück. Ein Grund war dabei, dass die Karteileichenpflege ganz schön ins Geld ging. Nach bereinigtem Mitgliederbestand betrug die Anzahl noch knapp unter 100.

Alles funktechnische Können wurde uns abverlangt, als der Modellfliegerclub Ulm/Neu-Ulm das Hermann-Köhl-Gedächtnisfliegen veranstaltete. Riesenmodelle (bis zu drei Meter Länge und entsprechender Flügelweite) wurden von den Modellfliegern vom offen fahrenden Kfz von Pfaffenhofen über Land funkferngesteuert Richtung Flugplatz Schwaighofen geflogen. Diese technische Gaudi wurde mit Mitgliedern unseres Vereins und ihren Geräten (portabel und mobil) sicherungstechnisch begleitet. Nicht alle Maschinen erreichten das Ziel. Dank unserer beobachtenden Begleitung konnten "Notlandeplätze" oder Absturzstelle recht schnell lokalisiert werden. Das passierte 1988.

Ein Jahr später fand in Ulm vom 30.6. - 1.7. 1989 das Ost-West-Festival, zusammen mit dem "Donauflug" statt. Ein Mensch sollte nach Berblingers Bauplan oder so ähnlich aus eigener Kraft von historischem Schauplatz die Donau überqueren, ohne ins Wasser zu fallen. Es gab einen Sieger, allerdings mit Beinbruch bei der Landung. Abends gab es einen Riesenspektakel mit Münsterillumination und Licht- und Lasershow.

Viele tausende Besucher wurden erwartet, wir waren mit 20 Mitgliedern und unseren Handfunkgeräten bei der technischen Abwicklung dabei. Heute noch können wir mit Stolz sagen: ohne uns hätte es organisatorische Pannen ohne Ende gegeben! Auch das im Rahmen dieser Veranstaltung stattfindende Fußballfreundschaftspiel des SSV 1846 gegen Dynamo Kiew wurde mit unseren Handschachteln ganz offiziell im Auftrag der Stadt Ulm betreut.

Nebenbei sei bemerkt, dass Funker auch recht erfinderisch und konstruktiv sind. Unser letztes Jahr verstorbenes Ehrenmitglied August Suter (Sasso 79) aus der Schweiz, von Beruf Musik-Clown, liebevoll auch "Gustl" genannt, zeigte uns, das ein Funker auch unabhängig von der Steckdose oder Batterien immer "QRV" (=empfangsbereit) ist.

Voller Stolz präsentiert Gustl seine Solarzellenkonstruktion. Er baute sich Für seine "Funke" eine Solarstromversorgung, die auch mit Erfolg funktionierte. Für uns war das damals eine Riesenneuheit.

Ein besonderer Leckerbissen für unsere Funker war die Teilnahme an den Automobil-Wertungsfahrten des AC Helfenstein, Geislingen auf der Schwäbischen Alb. Ausgestattet mit unseren Handfunkgeräten stellten wir mit zwanzig bis dreißig Mitgliedern Streckenposten an kritischen Stellen. Mehr als einmal war bei diesen Veranstaltungen unsere Anforderung von Krankenwagen und Bergungsfahrzeug über Funk erforderlich. Als Dankeschön gab es für die Teilnehmer Essen und Trinken, sowie ein kleines Taschengeld und die großartige Möglichkeit hautnah bei solch einer Veranstaltung einmal direkt dabei zu sein.

Vom 21. bis 27. August 1995 durfte der Verein erneut unter Beweis stellen, wie breit die Einsetzbarkeit eines CB-Funkers ist. Die schon erwähnten Modellflieger richteten auf dem Flugplatz Schwaighofen die "1 st Jet World Masters" im Auftrag des Deutschen Modellflugverbandes aus. Modelle, die erstmals von echten kleinsten Düsentriebwerken durch die Lüfte bewegt wurden. Eine Weltmeisterschaft mit Teilnehmern aus Japan, Australien, Südafrika, Amerika und Europa - und wir mit dabei! Eine Woche lang stellten wir mit Handfunkgeräten Parkplatzwächter, Einweiser, Kontrolleure und Ersatzleute für alle möglichen Funktionen zur Verfügung. Bald jedes Mitglied, was noch ein wenig Zeit übrig hatte, musste oder durfte dabei sein. Wir hatten dazu beim Tower des Flugplatzes sogar einen eigenen Funkleitstand aufgebaut, der vom Anfang bis zum Ende ständig besetzt war, galt es doch dabei auch, denn Modellflugbetrieb mit ankommenden und abfliegenden "Echtflugzeugen" zu koordinieren. Auch hier funktionierte unser Einsatz reibungslos und die WM-Leitung war des Lobes voll. Mit von Ottmar Hoffmann (Oklahoma) bereitgestelltem alten, aber gut laufendem NSU-Moped hatten wir sogar einen "rasenden Oberfunkmanager" (Station Amerika) auf dem Flugplatz unterwegs. Ausgerüstet mit Freisprechanlage war dieser Funker an allen Stellen, wo es "brannte" - es brannte oft!

Dann nahm die Anforderung von anderen Vereinen oder Notwendigkeit von funktechnischen Betreuungen bei IVV-Wandertagen, Ralley's immer mehr ab. Gott sei Dank einerseits, da bei geringerer Mitgliederzahl die Personaldecke der Einsatzwilligen auch nicht mehr so groß war. Andererseits traten dadurch aber auch die cb-funktypischen Einsätze zurück.

Einen gewissen Ausgleich stellten die von uns durchgeführten "Fuchsjagden" dar. Doch auch hier ist in den letzten Jahren ein deutlicher Rückgang des Interesses zu beobachten. Viele Funker haben keine Lust mehr, die Kosten sind zu hoch, außerdem sind manche wohl auch etwas bequem geworden. Oder liegt es daran, dass auch noch ein wenig Ahnung von der "Physik der Ausbreitung von Funkwellen" vorhanden sein sollte, um erfolgreich einen "Fuchsbau" anpeilen zu können? Natürlich gehört auch ein Quentchen Glück dazu, den wirklich kürzesten Weg zum Ziel zu finden. Aber auch erfahrene Fuchsjäger haben vom ersten bis zum letzten Platz alle Höhen und Tiefen schon miterlebt. Immer erfolgreich sein gibt es bei diesen Veranstaltungen kaum.

 

Doch die Spannung, das Kribbeln im Bauch muss man erlebt haben, wenn das Sendesignal immer stärker wird. Übrigens veranstaltet der Verein am 23.9.2000 seine nächste Fuchsjagd. Wir bitten um einen Blick in die in diesem Heft abgedruckte Terminübersicht!

Die Großveranstaltungen sind in den letzten zehn Jahren ausgeblieben. Die Gemeinschaft der Ulmer CB-Funker als Mitglieder des CB-Radio-Club Ulm e.V. besteht trotzdem noch. Viele Mitglieder haben den Verein verlassen, neue junge Mitglieder sind dem Verein beigetreten. Die Recken der "ersten Stunden" haben die Vereinsbühne verlassen. Der letzte amtierende Vorstand vom Neubeginn im Jahre 1976, der Vereinskassierer, hat in diesem Jahr sein Amt in die Hände eines Jüngeren übergeben und setzte sich in den wohlverdienten Vereinsruhestand.

Unser Archivar Uwe Vollbrecht (Charly Brown) hat in akribischer, mühevoller Arbeit eine Vereinschronologie zusammengestellt. Für diese Arbeit sei ihm an dieser Stelle ausdrücklich gedankt und Anerkenntnis ausgesprochen. Ohne diese Quellen wäre dieser Rückblick nicht in der Form, wie er jetzt vorliegt, möglich gewesen.

Ein Ausblick in die Zukunft gefällig? So lange, wie es CB-Funk amtlich erlaubt in Deutschland gibt, wird es auch Funkbegeisterte geben. Diese Personen dem Verein zuzuführen, wird der Auftrag an uns Alle sein. Sicherlich hat sich das Vereinsgeschehen mit seinen Veranstaltungen gewandelt, doch stellt der CB-Radio-Club Ulm e.V. keinen etwas anders gearteten Fun-Club (Spaß-Verein) dar. Seit zwei Jahren hat dieser Verein langfristig ein eigenes Vereinsheim von der Stadt Ulm erhalten. Mit diesem Kapital sollte es möglich sein, zentrale Mitte und Anlaufstation für Interessierte und Neumitglieder zu werden. Treffpunkt für die "alten Hasen", um in Erinnerungen zu schwelgen und auch den Blick offen zu haben für das, was die jungen Mitglieder von heute bewegt und interessiert.

Hier hat die Vereinsführung bereits neue Wege beschritten, die um die Zukunft des CB-Radio-Club Ulm e.V. nicht bange werden lässt.

Vor allem wird es für den Club eine Zukunft geben, wenn Mitglieder bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, sich den kommenden Aufgaben, egal welcher Art, stellen und bereit sind, sei es als Vorstand, als Ausschussmitglied, Beisitzer oder auch ganz ohne Amt und Würden, den Verein mit Mut, Kreativität, Aktivität zu führen oder zu unterstützen. Dann wird es bestimmt einmal eine 50er-Feier geben.

Hans-Jürgen Zech (Amerika)